Die 5 Fußball-Regionalligen Deutschlands sind in die neue Saison gestar­tet. Eine Liga, in der sich sehr viele große Traditionsvereine, genauso wie Dorfvereine tum­meln. 92 Mannschaften in 5 Staffeln, die sich zwischen Profi- und Amateurfußball befin­den. 1860 München, VfB Lübeck, Chemie Leipzig, Lokomotive Leipzig, Energie Cott­bus, SSV Ulm, Saarbrücken, Alemannia Aachen, Rot Weiß Essen – Vereine, die man noch aus der 1. und 2. Bundesliga kennt und die sogar Deutsche Meisterschaften gewinnen konn­ten. In ein und derselben Liga messen sich aber auch Clubs, wie der FC Pipinsried, Rö­ching Völklingen oder Germania Egestorf – alles lokal verwurzelte Amateurvereine.

Auch bei uns sind viele Regionalligisten auf der Suche nach passenden Sponsoren – kleine wie große Vereine.

Es wurde in den vergangenen Jahren viel über die aktuelle Regionalliga-Struktur auf Sei­ten der Verbände und Vereine diskutiert. Viele Traditionsvereine fühlen sich nicht wohl in der Liga und stehen vor großen finanziellen Herausforderungen. Mit den Kickers Offen­bach, RW Essen, VfB Lübeck, RW Ahlen und jüngst Alemannia Aachen und Hessen Kassel muss­ten gleich sechs Traditionsvereine in den vergangenen Jahren Insolvenz anmelden. Der Ruf nach einer Ligareform, die neue Möglichkeiten für sie bieten sollen, wird immer grö­ßer.

In unserem Blog gehen wir auf die Zukunft, Chancen und Herausforderung der 4. Liga ein – sportlich wie wirtschaftlich.


Die Frage nach der richtigen Reform

Der Traditionsverein Rot-Weiß Essen steht seit einiger Zeit in Konflikt mit dem Deut­schen Fußball-Bund und fordert mittelfristig grundlegende Reformen. Sie, wie viele andere Vereine auch, können sich mit der Liga nicht anfreunden. Eine Spielklasse, in der Voll­profi-Vereine, aber auch kleine Amateur- Dorfvereine wie Pipins­ried oder Germania Egestorf spielen, biete wenig Möglichkeiten für einen attraktiven Wettbe­werb. Für Vereine, die eine Professionalisierung anstreben, sei jede Saison bei der aktuel­len Struktur ein großes Risiko. Ohne Gewissheit über sportlichen Erfolg und Zuschauerein­nahmen, müssten die „großen“ Vereine viele Investitio­nen in „Steine und Beine“ tätigen, während kleinere Ver­eine mit Blick auf eine langfristige Amateurfußball-Zukunft mit Ehrenamt und Hobbyfußballern planen können. Außerdem bedeuten nur gut drei Pro­zent der Tabellenplätze in den Regionalligen Auf- oder Abstieg. Alle anderen Plätze befinden sich im „Niemandsland“.

Das Problem der daraus resultierenden Unattraktivität der Liga lässt sich am Beispiel von Alemannia Aachen veranschaulichen. Die Schwarz-Gelben befinden sich seit 2007 in einer sportlichen und finanziellen Abwärtsspirale. Mit dem neugebauten Tivoli Sta­dion und einem professionellen Umfeld ist der Sprung zu­rück in den Profifußball das Ziel. Wenn jedoch nur drei der 92 Regionalliga Teams aufsteigen kön­nen, ist es schwierig langfristig zu planen. Das Prinzip „Meister steigen auf“ gilt in die­ser Liga nicht. Selbst wenn einem Team ein Durchmarsch in der Liga gelingt, können zwei schlechte Tage in der Relegation eine ganze Saison und Zukunftsplanungen in den Sand setzen. Dieses Schicksal hat beispielsweise Waldhof Mannheim 2017 das zweite Mal infolge getroffen.

Eine neue, zweigleisige Liga zwischen 3. und Regionalliga könnte das Problem lösen: Die Meister steigen auf, die Zweitplatzierten spielen in Relegationsspielen um den Aufstieg.

Ein System, von dem sich die „großen“ Vereine viel erhoffen. Die Chancen auf bundesweite Berichterstat­tungen und neue Vermarktungsmöglichkeiten werden so größer.

Auch der Amateurverein SC Victoria Hamburg hat nach der letzten Reform 2012 den Schritt in die Regionalliga gewagt. Das erste Jahr gelang nur aufgrund der Insolvenzen von VfB Lübeck und FC Oberneuland mit nur 30 Punkten der Klassenerhalt. Ein Jahr später ist man mit 23 Punkten abgestiegen. Der Klassenunterschied zwischen dem Amateurverein und Profivereinen wie Holstein Kiel oder Wolfsburg II war zu groß. Während die Anfangseuphorie groß war, sank das Zuschauerinteresse nach vielen Klatschen dramatisch. Finanziell und sportlich haben sie sich mit dem „Abenteuer Regionalliga“ keinen Gefallen getan. Man konnte sich erst nach der Rückkehr in die Oberliga neu strukturieren.

Außerdem sehen in der fünfgleisigen Regionalliga viele Zweitvertretungen, wie der von Bayer Leverkusen, Dynamo Dresden, Union Berlin und RB Leipzig keine Perspektive und haben die entsprechenden Mannschaften vom Spielbe­trieb abgemeldet. Für Talente gibt es also weniger Möglichkeiten sich mit starken Herrenteams zu messen. Die Kluft zwischen Liga 3 und 4 und innerhalb der Regionalli­gen ist immer größer geworden. Eine weitere Liga zwischen der eingleisigen 3. und fünfgleisi­gen 4. Liga könnte das Problem für alle Seiten lösen. Zum Vergleich: Das engli­sche Ligasystem besteht aus fünf nationalen Ligen und die FA überlegt eine sechste zu imple­mentieren. Darauf folgt die 2-gleisige Conference.


Regionalliga im TV wird immer beliebter

Wie groß bundesweit das Interesse für die „verlorenen Söhne“ des Profifußballs ist, zei­gen die Übertragungen bei Sport1. Der Sportsender hat sich die Übertragungsrechte bis 2021 gesi­chert. Jeden Montagabend wird es in der laufenden Spielzeit Regionalliga-Fußball statt 2. Bundesliga zu sehen geben. Seit 2012 überträgt Sport1 vereinzelt Regional­liga-Partien. Bis zu 760.000 Zuschauer konnte der Sender vor die Bildschirme lo­cken.

Noch verdienen die Vereine einen überschaubaren Betrag an den Übertragungen der Regionalliga-Spiele. Durch das Bündeln der Mannschaften verschiedener Staffeln könnte es zu noch mehr interessan­ten Paarungen kommen. VfB Lübeck gegen Rot Weiß Essen, TSV 1860 Mün­chen gegen Waldhof Mannheim oder Kickers Offenbach gegen Energie Cottbus könnten die Partien lauten.  Übertragungsrechte könnten somit noch wertvoller für TV- Sender und Streaming-Dienste werden. Dies hätte auch große Auswirkungen auf die Vereins- und Verbandskassen.

Für manche ist die Regionalliga die „graue Maus“ zwischen Profi- und Amateurfußball des deutschen Fußballs, von anderen wird sie liebevoll als „Champions League der Ama­teure“ genannt.
Die Frage nach der optimalen Lösung für alle Vereine und Verbände ist keine Leichte. Wir werden die Entwicklungen weiterverfolgen und würden uns freuen, wenn wir mit unserer Plattform die Regionalliga „great again“ machen können.

 

Wir freuen uns nun auf eine spannende Regionalliga-Saison und wünschen unseren Verei­nen BSG Chemie, Lokomotive Leipzig, Baudissa Bautzen, FSV Luckenwalde, Rot-Weiß Oberhausen, Altona 93, VfB Oldenburg, Berliner AK und Viktoria Berlin viel Erfolg im kommenden Jahr! Vielleicht schafft nach den Sportfreunden Lotte noch ein weiterer Spon­soo-Club den Sprung in die eingleisige 3. Liga…